CDs
|
NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
POP
lan McLagan & The Bump Band
UNITED STATES
Yep Roc/Cargo CD (auch als LP erhältlich)
(40’)
Mit ihrer Mod-Subkultur, dem Auf-
kommen von Pubrock, Northern
Soul sowie einer eigenständigen
britischen Bluesszene waren die
„Swinging Sixties“ fraglos die
prägenden Jahre im Leben von lan
McLagan - und diese Epoche hat
ihn bis heute nicht losgelassen.
Auch auf dem angenehmen neuen
Studioalbum bleibt das Mitglied
der (Small) Faces dem Sound seiner
Jugend treu. Der
69
-Jährige heckt
hier wie in alten Tagen einprägsame
Hooklines aus, stimmt mit einem
Dauerkratzen in der Kehle aus dem
Leben gegriffene Texte an und wirkt
so kumpelhaft, dass man gleich ein
Bier mit ihm trinken gehen möchte.
hake
MUSIK ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★
Lana Del Rey
ULTRAVIOLENCE
Vertigo/Üniversal CD
Nach dem Karrieresprung mit „Born
To Die“ hat Lana Del Rey am Rezept
ihres breitbandigen
60
’s-Retropop
erfreulicherweise kaum was ge-
ändert. Die
28
-Jährige beschert
dem Zuhörer mit ihren düsteren
Melodramen, mit einem Mix aus
Showbiz-Glamour, Femme Fatale
und „Gangsta Nancy Sinatra“ auf
dem beinah ebenbürtigen Folgeal-
bum einmal mehr höchst sinnliche
Momente. In atmosphärischen Hall-
räumen singt die US-Amerikanerin
diesmal bewegend von betroge-
nen Frauen („Sad Girl“), Lügen im
Popgeschäft („Fucked My Way Up
To The Top“) und den unschönen
Folgen des Starruhms („Money
Power Glory“).
hake
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★
★ ★
Sarah McLachlan
SHINE ON
Verve/Üniversal CD (auch als LP erhältlich)
(41')
In Kanada ticken die Uhren anders.
Langsamer. Weniger auf den Main-
stream fokussiert. Vor
26
Jahren
erschien Sarah McLachlans Debüt,
seither hat sie nur ein Handvoll wei-
terer Alben veröffentlicht: Klasse
statt Masse. Ihre Stimme, deren
Markenzeichen es ist, gern ins Fal-
sett abzukippen, veredelt selbst
eher gewöhnliche Songs zu kleinen
Edelsteinen. Aus Songwriting-Sicht
ist „Shine On“ sicher kein so gro-
ßer Wurf wie zum Beispiel „Sola-
ce“, dazu sind die Lieder zu sehr
nach gewöhnlichem Pop-Schema
gestrickt. Doch wie gekonnt die
50
-jährige Sängerin ihre Sehnsucht
in Musik gießt, macht ihr nach wie
vor kaum eine Kollegin nach.
pb
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
_____________
Cherry Red CD (auch als LP erhältlich)
(33’)
Über den „New York State Of Mind“
schrieb man später von Gegenden
wie den rund
150
Kilometer entfern-
ten idyllischen Hamptons aus - wie
Billy Joel. Dessen Klassiker klang
deshalb natürlich ganz anders als
entsprechende Songs von New Yor-
kern wie Jim Carroll, Lou Reed, Alan
Vega, Blondie oder New York Dolls.
Auf Letztere bezieht sich nun Luke
Haines in diesem Zyklus, der von
der in den
7
oern arg verwahrlosten
Metropole handelt. Aber was etwa
Jim Carroll noch literarisch inspi-
rierte, klingt bei Haines weithin nur
nachempfunden. „Shattered“ von
Mick Jagger vermittelte auf „Some
Girls“ schon realistischer die Befind-
lichkeiten der Dekade.
F
. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ *•★
KLANG ★ ★ ★ ★
_____________
Glaubt man der Presseinfo, dann
entdeckte Jack White
2012
Storys
und Theaterszenen in der Dach-
kammer, die er mit
19
im Zustand
der ersten Liebe verfasst
hatte. Auszüge davon soll er
zu den meisterlichen Songs
auf seinem zweiten Soloal-
bum ausgebaut haben. Wahr
oder geflunkert? Egal, der
produktive Künstler lässt
hier seiner Fantasie in wilden
Wortjonglagen und genauso
wilden Kreuzungen aus Rock
& Roll, Blues der etwas
anderen Art, windschiefer
Countrymusik, Psychedelika
und vielem mehr freien Lauf.
Das Ergebnis der kreativen
Raserei ist schwer zu fassen,
aber alleine schon der Ver-
L
/T
such bereichert den Hörer
ungemein.
hake
<
s
I MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
I
QL
<
s
Großartiges Album eines
großen Künstlers: Jack White
Jack W h ite
LAZARETTO
XL Recordings/Indigo CD
(39’)
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
N eil Young
A LETTER HOME
Reprise/Warner CD (auch als LP erhältlich)
(40’)
Das will nicht so recht zusammen-
passen: Vor wenigen Monaten
beklagte Neil Young noch die
soundtechnische Minderwertigkeit
heutiger MP
3
-Player und stellte
als Alternative einen Prototyp des
hochauflösenden Pono-Players mit
24
Bit
/96
kHz-Kern vor, nun veröf-
fentlicht er sein
35
. Studiowerk,
dessen Klangbild man mit dem Ur-
teil „rumpelig“ noch schmeichelt.
Auf Anregung von Koproduzent Jack
White (The White Stripes) spielte
der Kanadier das Coveralbum mit
einem grunderneuerten Voice-O-
Graph von
1947
ein. Ursprünglich
war dieser Münzautomat in Form
und Größe einer Telefonzelle zum
Aufzeichnen privater Sprachnach-
richten gedacht, nun wird mit dem
Rückgriff auf seine Elektromecha-
nik von gestern nach der Atmo-
sphäre solcher Acetataufnahmen
gesucht. Vergeblich.
Der Kälte, die man Digitalpro-
duktionen unserer Tage nachsagt,
wollte Mr. Young mit diesem Live-
To-Track-Verfahren in Mono (!)
entgehen. Statt der erhofften Ge-
fühlswärme und Authentizität stellt
sich aber eher eine befremdliche
Wirkung beim Hörer ein. Es knackst
und knistert und rauscht und eiert
wie ehemals Opas Grammofon,
echt ist an diesem gekünstelten
Vintage-Vorhaben jedoch nichts.
Auf dem Programm stehen Songs
von Kollegen, die für Young eine
persönliche Bedeutung haben. Zur
Gitarre
bzw.
einem
einsamen
Klavier singt er hier schlicht, aber
grundsympathisch Klassiker wie
„Crazy“ (Willie Nelson), „Early
Morning Rain“ (Gordon Lightfoot)
und „Girl From The North Country“
(Bob Dylan) und trifft zumeist deren
Grundton. Musikalisch gelingt ihm
dann also doch noch ansprechend,
woran er klangtechnisch scheitert:
die Essenz des Fremdmaterials ein-
zufangen und sie mit sparsamen
Mitteln wiederzugeben.
Harald Kepler
MUSIK
KLANG ★
★ ★ ★ ★
STEREO 8/2014 121
vorherige seite 120 Stereo 2014-08 lesen sie online nächste seite 122 Stereo 2014-08 lesen sie online Nach hause Text ein/aus